DHL mal wieder

Leute wie Du und ich, die einfach nur ihr Paket haben wollen…

Leider ist unser „normaler“ Zusteller zur Zeit nicht da. Als Vertretung setzt DHL (Dauert Heute Länger) anscheinend eine dressierte Schildkröte ein, denn wenn man mal das Live-Tracking verfolgt, stellt man fest, dass der Zusteller es auf sagenhafte „1,0 Pakete pro Stunde“ schafft. Natürlich nur, um dann am Ende der Tour ermattet zusammenzubrechen und nix mehr ausliefern zu können.

Dieser Zusteller, nennen wir ihn an Anlehnung an den Film Zoomania einfach „Flash“, ist ein Tränentier sondergleichen und wenn er es wider erwarten dann irgendwann mal lebend bis zum Gebäude schaffen sollte, wirft er einfach alle Pakete die er hat ins Treppenhaus. Für die 32 Parteien die da wohnen ist es wie Weihnachten weil auch wer nix bestellt hat könnte sich entspannt was mitnehmen.

Schlimmer als mich hat es meine Frau getroffen, da Flash es nicht mal für nötig befand, mit seinem Wagen überhaupt zu uns zu fahren, er hat einfach am Montag entschieden, uns nicht angetroffen zu haben und das Paket in die Packstation gebracht. Natürlich ist meine Frau für die Packstation gar nicht freigeschaltet und da Flash ja auch nicht bei uns war, konnte er natürlich auch keine Karte einwerfen, daher schlummert das Paket hat weiterhin in der Packstation.

Sie hat eine erneute Zustellung beauftragt, heute ist es Freitag und ratet mal, was DHL bis heute nicht geschissen bekommen hat? Bingo.

Nun zu meinem Paket:
Mi, 18.10.2023, 10:52 Die Sendung wurde in das Zustellfahrzeug geladen. Laut Live-Tracking hatte sich Flash auf „noch 8 Zustellstopps“ vorgeschnarcht.
Mi, 18.10.2023, 18:41 Abbruch der Tour

Donnerstag: Schweigen im Walde

Fr, 20.10.2023, 10:40 Die Sendung wurde in das Zustellfahrzeug geladen.
Diesmal kein Live-Tracking, da Flash noch nicht mal ansatzweise auf eine anzeigbare Zahl an Zustellstopps kam.
Fr, 20.10.2023, 18:03 Abbruch der Tour

Das beginnt sowohl albern als auch spannend zu werden. In dem Paket befinden sich Winterschuhe. Ich bin wirklich neugierig, ob ich die Dinger vor dem Frühling erhalten werde.

Jetzt kann man natürlich bei der Deutschen Hockey-Liga anrufen, sich durch den Sprachcomputer kämpfen und sich dann immer die gleichen Ausreden anhören. Oder man beschwert sich bei der Bundesnetzagentur, welche die Beschwerde ausdrucken, zusammenknüllen und in den Mülleimer werfen.

Udpate von Samstag: 21.10.: „unser“ Zusteller ist wieder da und schon klappt alles. So sehr ich mich freue, dass wir ihn wiederhaben, aber es kann doch nicht sein, dass DHL nur einen kompetenten Zusteller hat….?

Diablo 4

Wollte ja eigentlich nie wieder ein Spiel von Blizzard anfassen wegen erwiesener Unfähigkeit. Nachdem dann völlig überraschend das erste Mal seit 2005 (!) beim Release eines Blizzard-Spiels ausnahmsweise nicht die Server abgeraucht waren und auch die Testberichte gut klangen, habe ich mich doch getraut.

Erster Eindruck: ziemlich gut, hat richtig Spaß gemacht.

Dann kam Patch 1.1 wo ich mir regelrecht das Team-Meeting vorstellen kann: „Die Spieler haben Wege gefunden, erfolgreich die Gegner zu killen! Welcher Idiot hat das Verbockt? Egal, TO THE GROUND! ALLES NERFEN!!einseinself!“

Aktuell kämpfe ich mich durch die Season 1 und stelle fest, das Blizzard sich durchaus treu bleibt. Packen mal eben 3 Elites auf einen Haufen, 2 davon mit Geschoß-Schutz. Und die lieben Feuerball-Elites die alle 2 Nanosekunden mit Feuerbällen um sich werfen… ist echt motivierend. Es motiviert dazu, aus dem Dungeon zu porten mit den Worten „Steckt es Euch in den Arsch!“.

Lästig war die Phase zwischen 60 und 74. Ab 60 findet man auf Weltstufe 3 kein besseres Equip mehr, ab 74 kann man relativ gut in Weltstufe 4 farmen. Bis dahin kann man sich entweder auf 3 zu Tode langweilen oder auf 4 sehen wie man klar kommt…

Allerdings kommen dann die Alptraum-Dungeons ab Stufe 24 zur Geltung. Ich finde, es ist generell kein gutes Zeichen für ausgefuchstes Spieldesign, wenn ein Spieler bei 2/3 der Dungeons mit den Worten „Ach wißt Ihr was, Blizzfick, steckt es Euch einfach in den Arsch“ aus dem Dungeon portet, weil die Arschkrampen da so göttliche Kombinationen an Elite-Mobs und ihren Skills zusammengeklöppelt haben.

Zum Abrunden dann noch ein paar Bugs wie eine Quest die ich seit Start des Spiels nicht abschliessen kann, da die NPCs sich nicht bewegen… ach ja und soeben ein Event gehabt: „Befreien Sie 5 Gefangene für Meisterschaft“. Nur doof, dass man den 5. Gefangenen einfach gar nicht anklicken kann.

Gute Idee

Anlässlich des gefühlt 49201. Versuchs, die Vorratsdatenspeicherung endlich mal wieder einzuführen und der Aussage der Juristen, dass spätestens der EUGH der Sache (mal wieder) einen Riegel vorschieben wird, hat jemand im Heise Forum vorgeschlagen, doch mal eine Three-Strikes-Regel für Politiker einzuführen.

Erstes Gesetz bzw. erste Verordnung, die vom Verfassungsgericht eingetopft werden muss: Verwarnung.

Zweites Mal: Geldstrafe

Drittes Mal: Entfernung aus dem Amt mit lebenslangem Verbot, jemals wieder in Deutschland ein öffentliches Amt zu bekleiden.

Je länger ich darüber nachdenke, umso besser finde ich die Idee.

Paket-Dienste die Fortsetzung

Zwei Sachen bestellt, einmal bei Amazon und einmal bei Foto Koch. Beide wurden von Foto Koch verschickt, eines per DHL und eines per DPD.

DPD ist in diesem Zusammenhang recht langweilig – der Zusteller macht einfach das was er immer macht, nämlich vor dem Haus auf dem Handy zehn Minuten daddeln und dann alle Pakete in den Paketshop werfen.

DHL hat da schon mehr zu bieten:
Zustellung an Samstag, 22.04.2023 – ach nee doch nicht. Fiel denen aber erst um 15 Uhr rum ein, dass man das Paket ja auch in das Zustellfahrzeug hätte stecken müssen, um es denn ausliefern zu können. Bis dahin stand da noch, es würde heute ausgeliefert.

Montag, 24.04.2023:
Die Deutsche Hockey-Liga startet einen neuen, heroischen Versuch.
09:26 wurde ins Zustellfahrzeug geladen
11:00 noch etwas mehr als 20 Stopps
12:30 noch 10 Stopps
14:20 noch 7 Stopps (wow, 3 Stopps in 110 Minuten, Respekt!)
14:45 der „live“ Button ist verschwunden, soll aber heut noch zugestellt werden. Das Paket, nicht der live-Button…
15:44 Status: unverändert. Kein Live-Button, keine Anzeige, ob überhaupt oder falls ja, wann der Zusteller kommt. Ich tippe ja darauf, dass um *rechne* 17:56 rum die Tour total überraschend abgebrochen wird weil dann die 8 Stunden Arbeitszeit plus 30 Minuten Pause rum sind.
18:04 „Leider war eine Zustellung der Sendung heute nicht möglich. Mögliche Gründe: Abbruch der Zustelltour aufgrund von Krankheit, Unfall, Überschreitung der Arbeitszeit. Wir versuchen es am nächsten Werktag.“
Na, da hatte ich doch ganz gut getippt!

Dienstag, 25.04.2023:
03:43 Die Sendung wird für die Verladung ins Zustellfahrzeug vorbereitet.
10:07 Die Sendung wurde in das Zustellfahrzeug geladen. Die Zustellung erfolgt voraussichtlich heute.
11:00 Meine Frau erwartet auch ein Paket, welches soeben ins Zustellfahrzeug geladen wurde. Da es der gleiche Zusteller ist, belädt er den Wagen also genauso langsam wie er ausliefert…
11:30 noch etwas mehr als 50 Zustellstopps
12:00 noch etwas mehr als 40 Zustellstopps
12:30 noch etwas mehr als 30 Zustellstopps
13:00 noch etwas mehr als 30 Zustellstopps
13:30 noch etwas mehr als 20 Zustellstopps
14:00 noch etwas mehr als 20 Zustellstopps
14:30 noch etwas mehr als 10 Zustellstopps
15:00 noch 9 Zustellstopps
15:30 noch 6 Zustellstopps
16:00 noch 4 Zustellstopps
16:30 juhu, es kamen Pakete an….

Paketdienste

Immer wieder ein Traum. Habe etwas für meinen Vater bestellt, aber der Zusteller von DHL in Grevenbroich befindet es nicht für nötig, dort auch zu klingeln. Er bringt das Paket lieber zur gut 1km entfernten Packstation, kann mein 87-jähriger Vater halt sehen wie er da hin kommt und mit der Packstation klarkommt.

Der Zusteller von Amazon wirft bei uns in Gerresheim einfach alle Pakete unten in den Hausflur, können die Leute sich ja selbst was raussuchen – und wenn für sie nix dabei ist, einfach was von den Nachbarn mitnehmen. Ist wie Weihnachten.

Auch sehr beliebt bei Amazon: „Das Paket wurde bei einem Nachbarn abgegeben“. Ach so, welcher der 31 Nachbarn aus dem Haus? Raten Sie doch!

Heute dann hat DHL versucht, ein Paket zuzustellen. Das heißt, nein, der Zusteller der Deutschen Hockey-Liga hätte versuchen sollen, etwas zuzustellen. Stattdessen schreiben mir die Clowns, der Nachbar bei dem abgegeben werden sollte, sei nicht dagewesen (Email) bzw. der Zustellort/Nachbar sei „nicht zulässig“ (Webseite zur Sendungsverfolgung). Ein wenig doof bei dieser Ausrede ist, dass sowohl meine Frau als auch ich anwesend waren und hier keiner geklingelt hat – ach ja, einen Ablageort oder Nachbarn hatte ich selbstredend nicht angegeben. Wozu auch, waren ja da.

Aber damit man ihm keinen mangelnden Einsatz vorwirft, hat er wenigstens das Paket in die weitmöglichst entfernte Filiale gebracht, die er finden konnte.

Stellt sich also generell die Frage: wo kriegen die diese ganzen Deppen her? Und was machen die eigentlich beruflich? Pakete zustellen ja offensichtlich nicht.

Leute wie Du und ich, die nur ihr Paket haben wollen…

In Düsseldorf-Gerresheim sind wir schon von interessanten Vertretern der Spezies „Paketzusteller“ geplagt.

UPS: behauptet, das Haus nicht zu finden. Kann ich verstehen, wohnen ja auch nur 32 Parteien drin. So einen Klotz übersieht man schon mal.

DPD: der Zusteller ist ein… hm, darf ich öffentlich nicht mal sagen. Aber den Begriff könnt Ihr Euch aus den Silben „Loch“, „arsch“, „es“ und „dumm“ selbst zusammenbasteln. Fährt vor, spielt vor dem Haus 10 Minuten auf seinem Handy rum und fährt dann weiter, ohne jemals irgendwo geklingelt zu haben und wirft dann alle kleinen Pakete beim Kiosk die Straße runter ab. Einzige Ausnahme: sperrige Kartons, da versucht er manchmal tatsächlich eine Zustellung aber nur in Form von „Musste selbst tragen, ist mir zu schwer“. Beleidigt und bedroht dann noch die Anwohnerinnen, bei Männern traut er sich das vermutlich nicht.

DHL: eigentlich die besten, aber aktuell frage ich mich schon, was die beruflich machen. Laut Info-Fenster der DHL-Seite haben sie gerade mit einem hohen Krankenstand zu kämpfen, aber trotzdem schräg.

Di, 25.10.2022, 16:06
Die Sendung wurde von DHL bearbeitet und wird für den Weitertransport in die Region des Empfängers vorbereitet.
Di, 25.10.2022,18:00
Die Sendung wurde elektronisch angekündigt. Sobald die Sendung von uns bearbeitet wurde, erhalten Sie weitere Informationen.
Anmerkung: die verarbeiten das Paket und kriegen danach die Ankündigung? Na gut…
Mi, 26.10.2022, 01:52, Bochum
Die Sendung ist in der Region des Empfängers angekommen und wird im nächsten Schritt zur Zustellbasis transportiert.
Mi, 26.10.2022, 05:53
Die Sendung wird für die Verladung ins Zustellfahrzeug vorbereitet.
Do, 27.10.2022, 09:53
Die Sendung wurde in das Zustellfahrzeug geladen. Die Zustellung erfolgt voraussichtlich heute.
Do, 27.10.2022, 17:46
Leider war eine Zustellung der Sendung heute nicht möglich. Mögliche Gründe: Abbruch der Zustelltour aufgrund von Krankheit, Unfall, Überschreitung der Arbeitszeit. Wir versuchen es am nächsten Werktag.
Fr, 28.10.2022, 04:04
Die Sendung wird für die Verladung ins Zustellfahrzeug vorbereitet.
Sa, 29.10.2022
Schweigen im Walde.
Mo, 31.10.2022, 14:21
Die Sendung wird für die Verladung ins Zustellfahrzeug vorbereitet.
(Mir ist ganz dunkel so, als hätte ich den Spruch schon mal irgendwo gelesen…)
Di, 01.11.2022
Feiertag
Mi, 02.11.2022, 15:20
Gelobt sei Elune – unser normaler Postbote ist aus dem Urlaub zurück und nun werden auch wieder unsere Pakete ausgeliefert 🙂

Lesen bildet

Manchmal ist es schon erstaunlich, welchen Erkenntnisgewinn das Lesen von Büchern so bringen kann. Nicht zwingend wird dabei das komplette Weltbild umgekrempelt, aber man lernt halt doch noch einige interessante Sachen dazu, die einem so nicht bewusst waren.

Und nebenbei lernt auch einige schöne Ausdrücke kennen:

Status-Quo-Bias
Die Vorliebe, Dinge so zu lassen wie sie sind

„Premortem“
statt einer Post-Mortem-Analyse (der Patient ist bereits tot) wird vorher überlegt: okay, es ging schief.. woran könnte es gelegen haben. Anschliessend wird versucht, das Eintreten eben dieser Fehler zu verhindern

„Kontrafaktisch“
Überlegungen, die eine nicht eingetretene Situation betreffen. „Wenn ich als Frau geboren worden wäre“ – tja, bin ich aber nicht und wir werden nie herauskriegen können was genau dann geschehen wäre

„Wahr aber nutzlos“
Eine genaue Analyse über die Probleme beispielsweise in Entwicklungsländern ist zwar keine schlechte Idee, hilft aber meistens nicht weiter. Interessanter sind da konkrete Dinge, die man „mal eben“ tun kann.

„Erklärte Präferenz“
Das ist das, von dem die Leute selbst behaupten, dass es ihnen wichtig sei bzw. woran sie glauben.

„Beobachtete Präferenz“
Im Gegensatz zu der erklärten Präferenz ist die beobachtete Präferenz das, was den Leute wirklich wichtig ist bzw. was sie glauben. Häufig gibt es starke Abweichungen zu den offenbarten Präferenzen.

Entscheidungsparalyse
Wenn man den Leuten zu viele Optionen bietet, neigen sie dazu, gar nichts zu wählen. Beispielsweise verkauft man mehr Marmelade, wenn man in einem Laden 6 Sorten zum Probieren anbietet, als wenn man da 24 Sorten hinstellt.

negative externe Effeke
Kosten, die man verursacht, aber nicht selbst trägt.

Kosten internalisieren
Die negativen externen Effekte wieder zum Erzeuger führen. Beispielsweise CO2 Steuer

Wer also mal ein wenig anregendes Material braucht, dem empfehle ich folgende Bücher:

„Das Black Box Prinzip“ von Matthew Syed:

Der Autor vergleich die Fliegerei mit der Medizin, was den Umgang mit Fehlern angeht. Während bei der Flugindustrie jeder Fehler untersucht wird, damit sich der Fehler nicht wiederholt, wird bei den Halbgöttern in Weiß ein Fehler lieber unter den Teppich gekehrt, was dann dazu führt, dass die gleichen Fehler noch mal gemacht werden.

Es ist für den Fortschritt unerlässlich, Sachen auszuprobieren, dabei Fehler zu machen, aus ihnen zu lernen und Verbesserungen vorzunehmen. Oft sind die richtig klingenden Ideen nutzneutral, während ein nicht so logisch klingender Weg super funktioniert.

Nicht zuletzt ist es wichtig, seine eigenen Annahmen auf die Probe zu stellen und zu überprüfen, ob es wirklich so ist, wie es aussieht. Wer die Wirksamkeit einer Maßnahme prüfen will, kommt nicht um eine Kontrollgruppe herum, damit man einen Vergleich anstellen kann.

„Freakonomics-Bücher“ von Stephen D. Levitt und Steven J. Dubner

Menschen verhalten sich alles andere als rational. Es geht um die generelle Frage, wie man die Leute dazu bringt, etwas zu tun oder eben nicht zu tun. Was treibt die Menschen an? In einem Wort: es geht um Anreize.

Erstaunlich ist, wie oft ein eigentlich genial klingender Plan, der theoretisch idiotensicher sein dürfte, dann total nach hinten losgeht und nicht nur nicht funktioniert, sondern die Sache sogar noch schlimmer macht.

Die in dem Buch geschilderten Sachen sind stellenweise schon echt schräg, so gehen die Autoren der Frage nach, ob Sumo-Ringer betrügen (ja, tun sie), führen ein Interview mit einem Callgirl über deren Preisgestaltung, zeigen auf warum Drogendealer meistens bei ihrer Mutter wohnen etc.

„Die Schock-Strategie“ von Naomi Klein

Die meisten Leute glauben ja den Blödsinn, der uns so erzählt wird von wegen „Juhu, alle Macht den Firmen! Freien Markt für alle! Der Staat muss schlanker werden und sich vor allem raushalten! Oh, die Banken haben so richtig Scheisse gebaut? Äh, Staat? Nu aber mal hier! Eingreifen, 500 Milliarden Euro den Bürgern aus der Tasche ziehen und uns geben, aber flott!“

Naomi Klein räumt auf mit dem Vorurteil, dass der freie Markt schon alles regeln wird. In dem Buch wird ziemlich schonungslos gezeigt, was für Auswirkungen der ach so freie Markt hat und wie schlimm es werden kann, wenn man den neoliberalen Theoretikern freie Hand lässt.

Stresstest Deutschland“ von Jens Berger:

Wir leben in einer Demokratie. Steht zumindest dran. Hat nur nicht mehr viel mit Demokratie zu tun. Der Autor bestätigt einem das, was auch schon der gesunde Menschenverstand sagt: eine schwäbische Hausfrau ist nicht das gleiche wie eine Volkswirtschaft, die Deregulierung der Märkte hilft nur den Firmenbesitzern und Managern, die Privatisierung des öffentlichen Sektors ist eine echte Scheissidee etc.

Lustig ist, dass diese Tatsachen in der normalen Presse gerne unter den Teppich gekehrt werden. Stattdessen singt man lieber das Hohelied der Neoliberalisierung.

„Lügen mit Zahlen: Wie wir mit Statistiken manipuliert werden“ von Gerd Bosbach

Wir begegnen tagtäglich in den Nachrichten und Zeitschriften mit Statistiken und Diagrammen. Hier geht es um das korrekte Verständnis von Statistik und Diagrammen – immer wieder stellt man fest, dass diese Daten in böser Absicht (manchmal auch durch Unfähigkeit) manipuliert werden.

Wir lernen hier, manipulierte Grafiken zu erkennen und vor allem die größeren Zusammenhänge zu beachten. Ein kleines Beispiel: „Dieses Jahr werden 5000 Lehrer neu eingestellt!“. Oh, das ist schön. Gegenfrage: Wie viele Lehrer gehen denn in diesem Jahr in Rente? Upps, dann sieht die Zahl auf einmal nicht mehr so gut aus.

(Auf das Buch musste ich früher oder später ja aufmerksam werden, unter anderem deswegen weil der Autor uns bei der Rheinischen Akademie Köln damals das Programmieren in Pascal beigebracht hat.)

„Switch: Veränderungen wagen und dadurch gewinnen!“ von Chip und Dan Heath

Hier geht es um die Frage, wie man Veränderungen umsetzen kann, sowohl im geschäftlichen Bereich als auch privat. Das Grundkonzept ist, dass der Menschliche Verstand (das Bewusstsein) wie ein Elefantenreiter ist. Das kurzfristig denkende Belohnungssystem (der innere Schweinehund) ist in diesem Sinnbild der Elefant. Der Reiter kann den Elefanten nicht auf Dauer zu etwas zwingen, also muss man Reiter und Elefant gemeinsam motivieren, in die gleiche Richtung zu laufen.

Untermauert wird dieses Konzept durch viele Beispiele von Menschen, die auch ohne eine Machtposition inne zu haben trotzdem sehr viel verändern konnten, indem sie bei der Chefetage sowohl den Reiter als auch den Elefanten ansprachen.

„Der Drache in meiner Garage. Oder die Kunst der Wissenschaft, Unsinn zu entlarven“ von Carl Sagan

Hier haben wir eine Liebeserklärung an die Wissenschaft. Der Autor (vergleichbar hierzulande mit Professor Harald Lesch) erklärt uns, wie die wissenschaftliche Forschung funktioniert. Nämlich indem man seine Hypothesen aufstellt und dann zur Diskussion stellt, wobei dann alle anderen versuchen, diese Theorie zu widerlegen.

Je unglaublicher eine Behauptung ist, desto stärker müssen die Beweise dafür sein. Von daher ist dieses Buch eine Anleitung, wie man gegen Aberglauben vorgeht – sei es der angebliche Missbrauch durch Ausserirdische, das Funktionieren von Astrologie oder auch nur komische Statistiken einer Regierung.

„Nudge: Wie man kluge Entscheidungen anstößt“ von Richard H. Taler

Auch hier geht es um Anreize und die Frage, warum Leute sich für eine bestimmte Möglichkeit entscheiden. Jedoch erheblich anders als beispielsweise bei den Freakonomics.

Denn der Autor stellt durchaus zutreffend fest, dass die meisten Leute zu faul/doof/beschäftigt sind, um sich selbst Gedanken zu machen. Also kann es durchaus im Interesse aller sein, den Leuten sinnvolle Vorgaben zu machen.

Eines seiner Beispiele ist das englische Konzept einer Zusatzversicherung. Da zahlt der Arbeitgeber die nötige Summe in eine Versicherung ein, den Arbeitnehmer kostet es keinen Cent, er muss nur unterschreiben, dass er das auch will. Und nur 51% der Berechtigten nehmen es auch in Anspruch.

Angriff der Algorithmen“ von Cathy O’Neil

Allein schon von Berufs wegen wusste ich das, was dort in dem Buch steht, schon vorher: die automatische Bewertung und Auswertung von Personen und ihren Daten findet forlaufend statt und hat enorme Auswirkungen. Dass Geschäfte ihre potentiellen Kunden bewerten, ist verständlich.

Pervers wird das System aber dadurch, dass ein Bewertungsalgorithmus immer als gottgleich angesehen wird und Fehler als ausgeschlossen betrachtet werden. Bekanntestes Beispiel dürfte wohl die Schufa sein: wer dort einen schlechten Score hat, hat eben Pech gehabt. Warum und wieso der Score schlecht ist? Steht da nicht, interessiert auch keinen und dagegen angehen ist auch schwierig.

Auch hier findet man ähnlich wie beim Black-Box-Buch den Hinweis auf fehlerhafte Feedback-Schleifen. Es wird nicht kontrolliert, ob z.B. jemand, dessen Kreditantrag abgelehnt wurde, bei einer anderen Bank doch einen Kredit bekam und den auch erfolgreich zurückzahlt – was dann nämlich das Potential bietet, den eigenen Algorithmus zu verbessern.

„Die Selbstgerechten: Mein Gegenprogramm – für Gemeinsinn und Zusammenhalt“ von Sahra Wagenknecht

Hochinteressantes Buch. Im Gegensatz zu vielen anderen Büchern, die man auf 2 Seiten gut zusammenfassen kann, hat es eine sehr hohe Informationsdichte und sollte unbedingt von jedem mal gelesen werden.